Halsband vs. Geschirr

 

Leider ist es mir erst nach 24 Jahren DANK Eva Windisch gedämmert, was wir unseren geliebten Hunden mit einem Halsband antun.  Hunde sind im Halsbereich genau wie wir Menschen sehr empfindlich. Dort findet sich der Kehlkopf und die Luftröhre. 

 

Auch wenn wir noch so vorsichtig mit unseren Hund umgehen. Am Halsband und Leine bekommt unser Vierbeiner immer wieder Schläge gegen diese empfindliche Stellen. Meistens in Kombination mit einem Ziehen an der Leine, wenn der Hund ausweichen möchte oder irgendwo hinzieht. Dieser Moment des Leinenrucks stellt eine Strafe dar, auch wenn wir Menschen das nicht so sehen. Unsere Hunde schon. Wenn dann auch noch andere Lebewesen, wie Kinder oder Hunde in der Nähe sind, assoziieren Hunde diese mit dem Ruck, also mit Strafe. Das bedeutet, dass Hunde diese Einwirkung nicht mit irgendeinem Training verknüpfen, sondern mit dem, was sie gerade zu Gesicht bekommen. Das so viele Hunde pöbeln ist ein unmittelbarer Nebeneffekt dieser Leinenruck-am-Halsband-Geschichte. Wir kennen das als Leinenaggression.

 

Nebenbei bemerkt, Hunde benehmen sich hündisch! Sie schnüffeln, markieren, scharren usw. Das gehört zur Sprache der Hunde und ein Leinenruck bewirkt, dass der Hund seine Sprache nicht sprechen darf. Ich selbst habe früher Moxonleine und Halsband genutzt, was damit zu tun hatte, dass es in den Züchterkreisen eben so etwas wie Geschirre nicht gegeben hat. Darüber machte man sich lustig und es wurde behauptet, dass der Hund so bemuskelt und anatomisch gebaut sei, dass er sich niemals verletzen könne, zudem würde es keine einzige Studie oder auch keinen einzigen Fall geben, der das Gegenteil beweisen würde. Nun! Weit gefehlt! Es gibt sogar viele Studien, die belegen, was ein Halsband alles anrichten kann. Es ist mittlerweile Fakt und es stellt eine physische Strafe dar, sobald der Hund an der Leine zieht. Denn dann ruckeln wir - wenn auch unbewusst - an der Leine. Warum? Weil er eben schnüffeln möchte, weil er am Kothaufen anderer Hunde riecht, weil er Blickkontakt hält, weil er ein Blatt vom Boden aufnehmen möchte, weil er eine andere Richtung einschlägt, weil er zu seinem Kollegen möchte. Also immer dann, wenn unsere Hunde ihre Grundbedürfnisse erfüllt bekommen möchten, sind wir am ruckeln. Ist das nicht verrückt? Stellt euch vor, wir wollen mit jemanden sprechen und man verpasst uns einen Handkantenschlag gegen den Hals oder wir möchten etwas essen und ... usw. usw. Nicht auszudenken, will es aber auch nicht gleich übertreiben.

 

Anders gesagt! Wie sichern wir uns und unsere Kinder beim Autofahren oder bei irgendwelchen Aktivitäten wie zum Beispiel Achterbahnfahren? Über den Brust- oder über den Halsbereich?  Warum machen wir das aber mit unseren Hunden? Ich musste mir auch die Frage stellen und eingestehen, dass es moderner und klüger ist, wenn wir spazieren gehen, den Hunden ein gutsitzendes Geschirr anzuziehen, damit sie ihre hündische Sprache nutzen können ohne dafür von uns unbewusst gestraft zu werden und falls es doch einmal zu einem Ruckeln kommt, dann geschieht es ohne diese direkte Einwirkung auf einem empfindlichen Bereich, da der Druck auf den ganzen Körper verteilt wird. 

 

Ich möchte aber auch nicht unerwähnt lassen, dass es viele liebe Hundehalter gibt, die eine wundervolle und liebenswerte Beziehung zu ihren Hunden haben, auch wenn man die Hunde mit einem Halsband ausgestattet sieht. Es gibt viele Hunde, die nicht pöbeln, trotz eines Halsbandes. Es gibt immer diese Ausnahmen. Ich würde nicht auf die Idee kommen, diese Menschen zu verurteilen. Mir geht es darum, darüber nachzudenken, was man zukünftig verbessern kann. Es ist nie zu spät, ein gut sitzendes Geschirr gegen ein Halsband einzutauschen. Das Geschirr sollte aber so gut sitzen, dass es gleichfalls keine Schmerzen verursachen kann, darf also nicht zu eng an den Achseln anliegen oder gar den Bewegungsfluss des Hundes einschränken, so wie das bei den sogenannten Norweger-Geschirren der Fall ist. Auch hier gibt es Studien, wie der Bewegungsablauf eines Hundes beeinträchtigt wird und Schmerzen verursacht. Am besten eignen sich Y-Geschirre der Firma Anny-X oder Stake Out. Sie sind herrlich weich und bieten dem Hund die größtmögliche Freiheit. Sie sollten dennoch etwas lockerer sitzen, nicht zu eng, weil dann hätten wir hier auch das Gegenteil von dem, was wir möchten. In diesem Sinne - lasst uns immer zum Wohle unserer lieben Vierbeiner handeln.

 

 

 

Dein Hund und das Futter

Immer wieder berichten mir Hundehalter voller Stolz das Folgende, dass ich gern unter altem Zopf einordne: Hund wartet einige Sekunden oder schlimmstenfalls Minuten geduldig vor seiner Futterschüssel mittels Kommando BLEIB bis vom Menschen das Freigabewort AUF oder so ertönt. Die Begründung ist immer dieselbe: Damit der Hund nicht so schlingt, nicht selten verknüpft mit einem sogenannten Antischlingnapf oder/und, damit der Hund auch  erkennt, dass der Mensch die Ressource Futter verwaltet und dementsprechend die Rangordnung nicht in Frage stellt. Ihr Lieben, unsere Hunde sind nun einmal Schlinger und sie wissen sehr wohl, dass wir Ressourcen verwalten und sie wissen auch um ihre Abhängigkeit zu uns, um an überlebenswichtige Ressourcen zu gelangen, wir müssen das nicht noch zusätzlich mit Kommandos ausbauen oder verstärken, um unsere Position zu beweisen. Das würden freilebende Wölfe oder Hunde im Leben nicht mit ihren Kindern tun. Aber der Mensch kommt auf solche Ideen, weil sich diese mittlerweile überholten Annahmen bei dem ein oder anderen Hundehalter  hartnäckig halten. Im Video seht ihr, wie sich Gretel zurücknimmt, damit ich die Futterschüssel in Ruhe abstellen kann. Es genügt, wenn ich mich auf die Schüssel fokussiere und meinen Blick darauf haften lasse.  Dann  hab ich den Effekt, den sich viele Halter wünschen. Ein kurzes Innehalten des Hundes, damit er mich nicht direkt anspringt oder mir die Schüssel aus der Hand reißt, was durchaus in Abhängigkeit der Rasse etc. geschehen kann, so bei einem verfressenen Labbi.🫣 Also kurz, spart euch bitte das Kommando Bleib im Zusammenhang mit dem Futter. Stellt die Schüssel einfach ab und lasst eure Hunde in Ruhe essen, bitte vermeidet es auch, zwischendurch das Futter immer wieder wegzunehmen,  um so das Hergeben wichtiger Ressourcen zu üben. Das ist genau so ein alter Zopf und gehört ausgemerzt, weil unnötig.

 

 

Das Alleinebleiben

Eine Kernfrage der Hundeerziehung dreht sich darum, wie dein Hund lernt, allein zu bleiben. Denn die Trennung von der Gruppe bzw. von den Familienmitgliedern ist beim Sozialpartner Hund so nicht vorgesehen.  

 

Aber es bleibt weder ihm noch dir erspart, dass es zu dem Tag „X“ kommen wird und ihr euch für mehr als eine Stunde trennen müsst. Ein Hund, der das Alleinsein nicht gelernt hat, zeigt Stresssymptome. Diese können sich äußern durch starkes Hecheln, Speichelfluss, Pfoten lecken und natürlich sehr häufig durch oben angesprochenen Zerstörungsdrang, extremes Jaulen oder Bellen, also nach der Bezugsperson rufen. Aber es gibt auch Hunde, die einfach still vor sich hin leiden. Die meisten Welpen protestieren lautstark, bellen oder jaulen, sobald du ihnen den Rücken kehrst. 

Du musst wissen, dass ist keine Unerzogenheit und erst recht kein Protestverhalten! Dein Hund hat Todesangst. Diese musst du immer ernstnehmen! Dein Hund ist von dir so abhängig, wie ein Kleinkind von seinen Eltern. Wir würden ein Kleinkind auch nicht alleine lassen, wenn es verzweifelt nach seiner Mama ruft und weint. Wir übernehmen für unseren Hund die Elternfunktion. Regeln den Tagesablauf, füttern sie, wir bestimmen, wann und wie lange sie raus dürfen. Bei keinem anderen Haustier würden wir so etwas tun. Hunde haben sich uns Menschen freiwillig angeschlossen. Sie würden uns einem Artgenossen immer vorziehen. Hunde brauchen ihre Menschen. Eine Familie! Mama und Papa! 

Das Alleinesein ist für jeden Hund der Supergau. Für den Welpen bedeutet es zu verhungern, gefressen zu werden oder zu sterben – wenn die Bezugsperson weggeht. Das ist tief verankert, deshalb sollte ein Welpe nie zu früh an das Alleinebleiben gewöhnt werden. Hat er doch ohnehin gerade seine Mama und die Geschwister für immer verloren. Erst ab der Pubertät sinkt kurzfristig die extrem starke Bindung zur Bezugsperson – ähnlich wie bei Jugendlichen beginnt der Abnabelungsprozess. Jeder Hund ist ein Individuum.

Gehe immer behutsam an die Gewöhnung heran. Anfangs wird dein Hund dir auf Schritt und Tritt folgen, das ist sein Überlebensinstinkt. Das darf nie unterbunden werden, auch wenn du das immer liest!

Beginne immer wie folgt:

 1. Badezimmertür kurz zu machen, wenn du auf der Toilette bist, aber sprich mit deinem Hund von innen, damit er hört, dass du da bist, auch wenn er dich nicht sehen kann.

2. Beruhige ihn, damit er lernt, dass alles in Ordnung ist.

3. Die Steigerung des Prozederes kann nun beginnen – Verlasse die Wohnung, schließe die Tür und sage dabei in einem sehr beruhigenden Tonfall folgenden Satz: „Ich komme gleich wieder, sei schön brav“

4. Sobald dein Hund kratzt, bellt, jault – gehst du sofort zurück und sagst: „Alles ist gut, ich bin schon wieder da“. Nimm die Emotionen deines Hundes sehr ernst. Bitte streiche das Wort „Kontrollzwang“  aus deinem Kopf, Hunde brauchen uns und wollen bei uns sein. Hunde, die Kontrollzwang haben, haben nur Angst, plötzlich allein zu sein, weil sie diese Erfahrung bereits gemacht haben. Manchmal kleben Hunde auch an ihren Besitzern, weil sie Angst vor ihnen haben. Sie lassen sie nicht aus dem Auge, damit nichts passiert (das ist aber dann schon sehr schlimm und sollte niemals bei dir der Fall sein).

5. Lass den Fernseher laufen, keine Musik, Nachrichten oder irgendwelche Dokumentationen sind beruhigend.  

 

Keine Sorge, dein Hund wird durch dein sofortiges Zurückkommen nicht lernen, dass er weinen muss, weil es sich lohnt (liest man heutzutage immer noch in vielen Büchern), sondern er wird lernen, dass, auch wenn der Mensch außer Sichtweite ist, ist er doch irgendwie für den Hund da ist. Bitte schleiche dich niemals heimlich aus dem Haus, wenn dein Hund gerade schläft. Wenn dein Hund aufwacht und du bist wie vom Erdboden verschwunden, wird er tausend Tode sterben. Somit ziehst du dir tatsächlich einen Kontrollfreak heran der gelernt hat: „Immer wenn ich die Augen schließe, bin ich für immer alleine.“ Die Folge ist, der Hund wird nicht mehr zu seinen 20 Stunden Schlaf am Tag kommen, weil er Angst hat, die Augen zu schließen. Dieser Hund steht ständig unter Strom, dann heißt es oft: „Der Hund ist nicht ausgelastet“. Dann wird der arme Hund zum Bällchen hinterherwerfen animiert oder es werden stundenlange Spaziergänge unternommen. Der Hund macht vor lauter Angst natürlich mit, weil er Sorge hat, verlassen zu werden. 

Komme nicht auf die Idee, wegen der Gesellschaft einen zweiten Hund zu holen. Denn der panische Ersthund wird seine Angst auf den Zweithund übertragen. Unsicherheit wird genauso übertragen wie Sicherheit! Deshalb! Nimm dir ein paar Monate Zeit, um deinen jungen Hund langsam an das Alleinebleiben zu gewöhnen.

 

Weitere Möglichkeiten, den Hund an das Alleinebleiben zu gewöhnen:

 

Gehe mit deinem Hund raus und lasse ihn draußen am Geschirr und einer Schleppleine schnüffeln. Er darf sein Tempo selbst bestimmen und du läufst erst weiter, wenn er mit einer Schnüffelstelle fertig ist. Spreche ruhig mit ihm und lass dein Handy zu Hause. Gehe maximal 15 Minuten schnüffeln, laufe nicht im Stechschritt, um Meter zu machen. Komme bitte nicht auf die Idee, ihn auspowern zu wollen, indem du Bälle wirfst oder mit ihm rennst. Ein ruhiger Spaziergang an der Schleppleine bietet die beste Voraussetzung, den Hund auf das anschließende Alleinebleiben einzustimmen. Das Schnüffeln lastet deinen Hund mental aus. Die Zerstörungswut der Hunde ist oft sehr groß, wenn sie vorher zu viel Toben durften.

 

Wie gehst du nun vor?  

 

Wie schon beschrieben, sagst du leise und ganz unaufgeregt: „„Ich komme gleich wieder, sei schön fein“ und verlässt zunächst nur ein Zimmer.

 

Übe diese Situation bereits innerhalb der eigenen Räume, wenn du diese wechselst. Schließe hinter dir einfach die Türen und komm sofort wieder, sobald du etwas hörst, anfangs sprichst du aus dem Raum mit deinem Hund. Er darf dir dabei folgen. Bitte mach kein Deckentraining oder so. Du kannst deinen Hund aber unterstützen, indem du ihn einen Raum zuweist und die Türen schließt. Je mehr Raum, desto unsicher sind die jungen Hunde.

 

Wenn du zurückkommst, und es ist völlig egal, ob er bellt oder still ist, tue so, als wärst du gar nicht weg gewesen. Komm zurück und sage ruhig und fast monoton: „Da bin ich wieder mein Schatz“, streichle ihn bitte nicht und schaue ihn auch nicht zu lange an. Gehe durch das Zimmer, öffne und schließe einfach mal ein Schubfach, nimm ein Buch aus dem Regal und bleib bewusst entspannt und ohne Aufregung! Bleib bei dir! Bleibe bei dir und schaue nicht angespannt nach deinem Hund. Bitte lobe ihn nicht überschwänglich. Wenn du in überschwänglicher Freude zurückkehrst, wird dein Hund das nicht als Freude, sondern als pure Aufregung interpretieren und dich auch fortan nicht mehr alleine lassen wollen. Du könntest ja etwas Schlimmes erlebt haben, da draußen, auf der Jagd. Also verhalte dich am besten ruhig und achte nicht zu sehr auf deinen Hund.  

Diese o. g. Übungen machst du einige Male. Nutze dabei auch den Weg zum Briefkasten, zum Wechseln der Mülltonne oder lasse dir ein längeres Bad ein, während dein Hund draußen warten muss.   

Wirf bitte keine Leckerchen. Dein Hund wird das nicht verstehen, dass er belohnt wird, weil er ruhig war. Hat er Stress wird er diese entweder gar nicht annehmen oder hastig im Ganzen hinterschlucken.

Ein Kauknochen kannst du ihm geben oder einen gefüllten Kong, wenn er alleine ist. Hat er besonders große Angst, wirst du damit aber auch keinen Erfolg haben.  

 

Im Übrigen kann es nie zu viel Pflege und Fürsorge geben. Einen Hund in die Box einzusperren ist absolut schlimm und zum Glück verboten, außer für den Transport im Auto. Ein kurzfristiges Anbinden und damit den Hund begrenzen kann mitunter helfen, dass er sich nicht vor zu viel Raum fürchten muss, dies machst du aber nur bei deiner Anwesenheit! 

  

 

Geben Sie sich und Ihrem Hund viel Zeit! 

 

Goldene Regeln Welpen

 

Ich schlafe mindestens 20 Stunden am Tag. Wenn ich das von allein nicht einhalten kann, weil alles so spannend ist, hilf mir dabei und leg mich weg.

 

Zwischen 17 und 19 Uhr in etwa bekomme ich meine wilden 5 Minuten. Ignoriere das einfach, denn ich schieße dann gern über das Ziel hinaus.

 

Deine Schuhe haben eine magische Anziehungskraft auf mich. Nimm es mir bitte nicht übel, aber ich muss darauf rumkauen. Am besten, du räumst sie weg.

 

Ich mag Kinder gern. Nur wenn sie zu wild werden und ich Angst bekomme, werde ich womöglich schnappen. Diese Erfahrung möchte ich eigentlich nicht machen. Weise die Kinder bitte gut ein, bevor wir Kontakt haben.

 

Früher hat meine Mami jedes Malheur einfach weggewischt. Ich danke dir, wenn du es auch so machst. Ich brauche ein paar Wochen, bis ich weiß, wo ich hinmachen soll. Helfen kannst du mir, indem du mir stündlich zeigst, wo ich das erledigen soll.

 

Ich war noch niemals allein. Bitte übe das mit mir in kleinen Schritten, indem du immer nur für ein paar Sekunden weg bist. Schließe die Türen hinter dir und ich werde es bald lernen.

 

Ich lerne viel durch gemachte Erfahrungen. Wenn du nicht willst, dass ich dich anspringe, solltest du mich nicht streicheln oder mit Futter belohnen, wenn ich es tue. Aber  tadele mich nicht böse, denn ich springe dich an, weil ich aufgeregt bin und dir gut sein will. Ich muss erst noch lernen, dass ich das womöglich nicht immer und überall darf.

 

 

Kind und Hund

Ist in Arbeit